Der Fund von 2005
in Bildern

 

Der Fund von 2008
in Bildern

 

Noch lange nicht fertig

Der Schatz vom Planggenstock

In der Göscheneralp im Kanton Uri.

Seit Hunderten von Jahren wird in den Bergen dieses Seitentales nach den glitzernden und funkelnden Kristallen und Mineralien gesucht.

Auch der Planggenstock mit seiner gut 200 Meter hohen Nordostwand hat immer wieder Kristallsucher angelockt, denn unübersehbar sind die Anzeichen, dass im oberen Drittel der Wand unter Tonnen von losen Granitblöcken eine Kluft verborgen sein könnte.

Als Franz von Arx und Paul von Känel 1993 an eben dieser Stelle die Kluftanzeichen näher begutachteten, ahnten sie noch nicht, dass sich ihr Strahlerleben bald für immer verändern würde. Unter den teils bis 10 Kubikmeter (ca. 25 Tonnen) grossen Granitblöcken vermuteten sie den Eingang einer gut versteckten Kristallhöhle. So wurden während 23 Tagen in mühsamer Schwerstarbeit rund 150 Kubikmeter dieser losen Felsblöcke weggeräumt, bis der vermutete Klufteingang freigelegt war. Der Klufthohlraum war riesig! Auf einer Breite von 10 bis 15 Metern, einer Tiefe von ca. 20 Metern und einer Höhe von 60 bis 70 Zentimeter, war der Hohlraum mit Kristallen, begleitet von einzelnen Rosafluoriten, gefüllt. Kaum zu glauben, was ihre Augen hier zu sehen bekamen.

In der Folge bescherte ihnen der Berg Tonnen von Kristallen. Die grösste Stufe hatte ein Gewicht von ca. 200 kg, mit Spitzen bis zu einer Länge von ca. 25 cm. Die Fachwelt redete vom Jahrhundertfund, doch es sollte erst der Anfang einer unglaublichen Geschichte sein.

1997 hatten die zwei das unglaubliche Glück, ca. 15 Meter tiefer eine zweite Riesenkluft zu finden, die sie wiederum mit vielen Kristallen beschenkte. Es schien, als habe sich ihnen nicht eine einzelne Kluft, sondern ein ganzes Kluftsystem aufgetan.

Der Riesenfund von 2005

Nachdem sie sich mittlerweile gut 30 Meter ins Innere des Berges vorgearbeitet hatte, stiessen die beiden Kristallsucher auf einen Hohlraum, dessen Inhalt ihnen den Atem raubte. Kristalle, wie man sie, was Grösse, Schönheit und Transparenz der Kristalle betrifft, in den letzten 400 bis 500 Jahren im ganzen Alpenraum noch nicht gesehen hatte. Riesenkristalle mit einer Länge bis zu einem Meter und Kristallgruppen bis ca. 450 kg. Was für eine Freude! Einmal mehr hatte es der Planggenstock mit ihnen gut gemeint.

2006 wurde diese Prunkkammer Gottes fertig ausgeräumt. Für Paul war es gleichzeitig der Höhepunkt seiner Strahlerlaufbahn. Er hatte beschlossen, kürzerzutreten und das Leben etwas ruhiger anzugehen.
Der Riesenkristallfund von 2005 kann heute im Naturhistorischen Museum in Bern besichtigt werden.

2007 Franz war gewillt, am Planggenstock weiterzuarbeiten. Der Berg liess ihn noch nicht los. Es war überzeugt, dass in diesem anscheinend aussergewöhnlich grossen Kluftsystem noch mehr dieser unerreichten Kunstwerke der Natur für ihn und seinen neuen Partner Elio Müller vorborgen sein könnten. Franz ist der Firmpate von Elio und wusste von dessen Liebe und Leidenschaft zu den Kristallen. Er war überzeugt, in ihm einen guten Freund, Strahler und Partner gefunden zu haben.

2008 ein weiterer unglaublicher Fund

Am 19. September 2008 entdeckten Elio und Franz nach drei Monaten harter Arbeit einen weiteren Hohlraum mit Kristallen. Ein unglaubliches Gefühl, als erste Menschen, 16 bis 18 Millionen Jahre nach der Entstehung, das Glitzern und Funkeln der Kristalle sehen zu dürfen. Gut 2,5 Tonnen erlesenster Kristalle mit einer Länge von bis zu 1,20 Metern und Stufen bis zu ca. 500 kg, waren der Lohn für all die Strapazen. Was niemand zu träumen gewagt hatte, war eingetroffen. Dieser Fund war noch grösser als derjenige von 2005.

Ein weiteres Mal, hatte ihnen der Planggenstock gezeigt, dass an diesem Berg die Grenzen des scheinbar Unmöglichen erneut verschoben wurden.

Seit 2015 kann man diese Kristalle im Museum Sasso da Pigna auf dem Gotthardpass bestaunen.

2009 Nachdem die sagenhaften Funde dieser Schatzkammer geborgen waren, stellte sich dem erfolgreichen Strahlerduo ein weiteres Mal die Frage, ob sich im Innern dieses geheimnisvollen Berges noch mehr Überraschungen verbergen würden. An ein Aufgeben konnten und wollten sie nicht denken, denn sie waren der Ansicht, sie hätten schon «Lohn» für einige der kommenden Jahre erhalten. So arbeiteten sie sich in mühsamer Handarbeit weiter, dem vielversrechenden Quarzband entlang, immer weiter in den Berg.

Was folgte, waren die mageren Jahre. Währen fünf Jahren gruben sie sich hartnäckig rund 30 Meter weiter durch den harten Granit. In allen Richtungen suchten sie vergeblich nach einem weiteren Hohlraum. Die Zeit der Ernte war, so schien es, vorbei.

Selbst nach so vielen Jahren des Erfolges braucht es eine gehörige Portion Durchhaltewillen, Kraft, Leidenschaft und den steten Glauben, das zu finden, was dem Tüchtigen zusteht. Dass Franz und Elio über diese Fähigkeiten verfügen, haben sie schon mehrmals bewiesen.

So überraschte es kaum, dass sie 2014 prompt auf einen weiteren Hohlraum stiessen. Die Ausbeute war zwar bedeutend kleiner als bei den vorhergehenden Funden, bedeutete aber für die zwei Erfolgsstrahler einen gewaltigen Motivationsschub. Doch nach dem Ernten von allerschönsten Rosafluoriten und Rauchquarzen war erneut Suchen und Finden angesagt.

In den Folgejahren wurde die Suche in verschiedene Richtungen, aber auch auf die Vertikale ausgedehnt, was die zwei Profis, nach einer weiteren Durststrecke von zwei Jahren, erneut in eine vielversprechende Zone führte. Hiermit ist der Blick in die Vergangenheit beendet.

Im Jahre 2018 sind Elio Müller und Franz von Arx, nach viel Mühe und Arbeit in ihrem mittlerweile fast 100 Meter langen Kluftsystem auf einer tiefer gelegenen Ebene in eine vielversprechende Zone vorgedrungen.

2019 haben die beiden erneut eine Situation angetroffen, die ihren Puls ein weiteres Mal in die Höhe schnellen liess. Aus verschiedenen Gründen haben sich Franz von Arx und Elio Müller bis zum heutigen Zeitpunkt entschlossen, Stillschweigen zu bewahren, was selbst ihnen nicht immer leichtfällt, denn geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude.

Heute im Jahr 2022 ist Elio Müller bereits 16 Jahre und Franz von Arx ganze 30 Jahre in diesem unglaublichen Kluftsystem am Planggenstock mit dem Suchen, Finden und Bergen von traumhaften Quarzen und feuerroten Fluoriten beschäftigt. Eine Leistung die wahrscheinlich nur wenigen vergönnt ist.

Eines aber können die beiden jetzt schon sagen: «Wir sind noch lange nicht fertig in der Kluft dieses Berges, der uns so reich beschenkt».